Muss man wissen

Muss man wissen

Sebastian Bartoschek,  Alexa WaschkauAlexander Waschkau

Erschienen im JMB-Verlag

Ein Buch mit einem Interview mit Dr.Axel Stoll. Ist das wirklich nötig?

Diesen, euphemistisch ausgedrückt, merkwüdigen Mann und seine Auftritte im Netz ‚kenne‘ ich nun schon ein paar Jahre. „Zu viele“, wie mitunter aus dem Freundes – und Bekanntenkreis zu hoeren war. Einige  Gestalten in seinem Dunstkreis, bspw. Peter Schmidt und Kawi Schneider, sind mir sogar noch  länger ein Begriff. Die beiden  Herren waren mit die ersten, die mir aufgefallen sind, als ich im Netz zum ersten Mal auf Seiten gestoßen bin, die sich mit Konspriationstheorien beschäftigen. Im Gegensatz zu anderen Seitenbetreibern aber, die wenigstens so getan haben, als würden sie nur „wichtige Informationen“ und „brisantes (Geheim)-Wissen“ zur Verfügung stellen, vertrat die unglaubliche Weltnetzseite, auf der insbesondere Kawi Schneider aktiv war/ist, eine ganz klare politische Richtung. Rassismus und Geschichts-Revisionismus vom Feinsten. Angereichert mit einer dicken Portion aus der Welt der braunen Esoterik. Wilde und abstruse Verschwörungstheorien über Hitler, reichsdeutsche Fluggeräte, Absatzbewegungen von (einigen bedeutenden) Nazis zum Ende des 2. Welrtkriegs, dem Leben in der inneren Hohlwelt und dem Schluss, wer (natürlich) seit jeher die Schuld an allem Schlechten in der Welt trägt. Kurz: inhaltlich (und designtechnisch) pures Grauen.

Nun liegt es also vor mir, das Buch mit einem sehr umfangreichen Interview. 220 Seiten Umfang, davon gut 122 Seiten Gespräch. Sebastian Bartoschek und Alexander Waschkau interviewen Axel Stoll, seines Zeichens promovierter Naturwissenschaftler, angereichert mit etwa 180 ausführlichen Fußnoten.   Dazu kommen ein umfangreiches Sach – und Personenregister und die psychologische Einordnung Stolls. Handelt es sich um einen Verrückten, einen von Wahnvorstellungen getriebenen Menschen, bei dem man unter Umständen Angst haben muss, dass er mit Morgenstern oder Skalarwellenstrahler bewaffnet durch die Straßen Berlins zieht, um aufzuräumen und die „alte Ordnung“ wieder herzustellen? Schließlich sind ihm, wie man diversen Videos auf Youtube entnehmen kann, eindrucksvoll geschilderte Gewaltphantasien keineswegs fremd.

Eingeführt wird das Buch durch ein Vorwort von Holger Klein. Macht schon mal Spaß zu lesen und bereitet auch diejenigen, die Stoll nicht kennen oder denen er ein eher vager Begriff ist, auf das Kommende vor.

Es folgt en kurzer Beitrag zum Zustandekommens der Idee zum Buch und zur Planung des Treffens von Sebastian Bartoschek. Danach noch ein Text von Alexander Waschkau, der den Moment des ersten Treffens und die Fahrt zu dem Raum beschreibt, in dem das Interview stattfindet. Beides bereitet gut auf das vor, was nun folgt.

Insgesamt bin ich der Meinung, dass das Interview logisch aufgebaut ist. Schöner Spannungsbogen und, soweit das bei so einem Thema möglich ist, strukturiert gehalten. Aber diese Masse an Fußnoten… Vieles weiss ich, muss man wissen. Doch das Buch richtet sich ja auch an Jene, denen weder die Person Stoll, noch die Thematik generell, nicht vertraut ist. Gut, dann lasse ich mal meine Arroganz ‚Wer zum Heck weiss nun wirklich nicht, was die NSDAP war, beiseite und lese halt auch das mit. Macht sich bezahlt und, wenn man wirklich jede der Fußnoten mitnimmt, muss man zwischenzeitlich auch mal kräftig lachen. Zumindest passiert mir das desöfteren. Viele der Anmerkungen beschreiben eine andere Sicht auf die Dinge, wie Stoll sie zum Besten gibt, in Erinnerung hat oder behauptet. Das betrifft sowohl seine persönlichen Angaben zu Treffen oder Geschehnissen aus der Vergangenheit, als auch seine naturwissenschaftlichen und historischen Thesen.

Zunächst finde ich die Antworten auf die Fragen als eher zaghaft, aber er taut bald auf und das Gespräch wird flüssiger. Die Zwischenfragen, das Nachhaken ist stets so gehalten, dass man niemals den Eindruck gewinnt, hier wird ein alter und wirrer Mann einfach nur vorgeführt oder, mit dem Säbel im Rücken, auf die Planke geschickt.

Im hier vorliegenden Interview wird man, sofern man die Videos kennt, merken, dass Stoll zu Wiederholungen neigt und ein festes ‚Vorlesungsprogramm‘ zu haben scheint. Ich kenne seine Vorträge, wie erwähnt, nun schon einige Zeit und bei den letzten Treffen mischten sich da auch Themen drunter, die er ganz zu Anfang, als die Videos noch neu waren, vortrug. Auch im Gespräch mit Sebastian Bartoschek und Alexander Waschkau wird man den mit genau jenen Sätzen und Phrasen konfrontiert, die man aus den Videos kennt. Teilweise sogar auf das Wort genau. Langweilig? Definitiv nein. Allein die Tatsache, dass man eben nicht seine Stimme (und das ewige Gehuste und Schnäuzen/Nase hochziehen der Versammelten, die sich angeblich gesund ernähren) hört, ist es wert das Interview zu lesen. Zuerst habe ich gedacht, dass genau das der Fall sein wird. Das ich während des Lesens eben genau jenen Klang im Kopf habe und mich das extrem vom eigentlichen Grund dieses Buch zu lesen, ablenkt. Zum Glück bleibe ich während des gesamten Lesens davon verschont.

Die anschließende Analyse des Gesagten und psychologische Einordnung Stolls, mag im Vergleich zu diesem langen und ausführlichen Interview zunächst etwas knapp ausfallen, aber hier wurde schließlich kein psychologisches Fachbuch angekündigt, dass Menschen, die sich auf diesem Gebiet nicht auskennen mit Terminologien erschlägt. Es werden eben verschiedene, evtl. in Frage kommende, Krankheitsbilder angerissen und bewertet, ob dieser Mann nun dort einzuordnen ist oder eben nicht. Die Quintessenz/Beurteilung/Einordnung verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht. Letztendlich hat mich hat sie mich zwar nicht direkt überrascht, aber sie hat auch nicht dazu beigetragen, dass ich völlig beruhigt bin und einfach nur über den Mann lachen kann. Trotzdem ist es beruhigend zu erfahren, dass ich als zwangsweiser, zum Psychologie-LK  verdonnerter, (schlechter) Dreier-Kandidat, nicht ganz falsch mit meiner Vermutung gelegen habe.

Ach, ehe ich es vergesse, ein paar Fotos gibt es im Buch ebenfalls. Sowohl von den beiden Interviewern, als natürlich auch von Dr. Stoll himself. Hier kann man noch anmerken, dass man darauf verzichtet hat den Interviewten absichtlich in irgendeiner Art und Weise ‚kaputt‘ aussehen zu lassen. In einigen Videos macht er, teilweise, einen wesentlich angegriffeneren Eindruck.

Die erste Auflage des Buches ist mittlerweile übrigens bereits komplett vergriffen, aber die Zweite wird bald in Druck gehen oder befindet sich zum jetzigen Zeitpunkt sogar schon in der Druckerei.

Ich kann auf jeden Fall sagen, dass ich mich beim Lesen gut unterhalten gefühlt habe und das, obwohl ich angenommen habe, dass ich so gut wie alles über den Menschen, der da interviewt wird, weiss.

In den nächsten Tagen werde ich hier, gleiche Stelle, gleiche Welle, gleiche Frequenz, ein Exemplar aus der ersten Auflage zur Verlosung anbieten. Ich muss mir nur noch Gedanken darüber machen, ob ich irgendeine Frage stelle oder einfach unter den eingehenden Mails per Zufallsgenerator auswählen lasse.

Gibt es ein Freeware-Programm, mit dem man so etwas machen kann? Falls jemand etwas derartiges kennen sollte, das unter OSX  gut funktioniert, würde ich mich über einen entsprechenden Hinweis freuen.

Weitere Rezensionen finden sich bei ScifinetSonnenstaatlandTobias Raff ,  Ufo-Information und bei Webanhalter

So, und nun zurücklehnen, diverse Wahrheitskaempfer-Seiten durchforsten und abwarten wer zuerst behauptet die letzte Mondladung haette im Studio stattgefunden.

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3 Antworten zu Muss man wissen

  1. blö schreibt:

    „Gibt es ein Freeware-Programm, mit dem man so etwas machen kann? Falls jemand etwas derartiges kennen sollte, das unter OSX gut funktioniert, würde ich mich über einen entsprechenden Hinweis freuen.“
    http://www.random.org wäre ne möglichkeit 😉

  2. Pingback: Muss man wissen! – Buchkritik – Sonnenstaatland SSL

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